www.hermann-mensing.de

Athen

Athen ist heiß und laut, Athen ist teuer, Athener haben schlechte Laune und wer ruhig schlafen will, sollte lieber woanders hin fahren. Reicht das, um Ihnen Athen ein für alle Male zu verleiden?

Nein, nein, denn Athen ist natürlich auch etwas anderes.

Athen ist der Ort, von dem ich schon so viel gehört hatte, als ich das erste Mal kam, 1971. Obristen regierten Land und es herrschte gedrückte Stimmung herrscht, mit Händen zu greifen, selbst in Piräus, wo ich in einem Restaurant saß und mich fragte, ob das Faschismus sei, den es auch bei uns einmal gab, ist und ob ich hergekommen war, um das zu erleben.

Eigentlich nicht, oder?
Eigentlich bin ich nur auf der Durchreise. Auf dem Weg nach Israel.

Als ich das zweite Mal in Athen bin, drei Jahre später, kommen ich mit dem Flugzeug aus Kairo, um meine Freundin wiederzusehen, die mit dem Zug aus Deutschland unterwegs ist. Ich weiß genau, wann sie ankommt, ich fahren zur Stadt hinaus an einen enttäuschend provinziellen Bahnhof, der so gar nichts mit der Großartigkeit dieser Stadt zu tun hat, ich sitzen am Bahnsteig und warte und warte, dann, schließlich, ist sie da.

Wir verlassen Athen, denn das tun die meisten: sie kommen an, um die Stadt zu verlassen, in die ein oder andere Richtung. Auf dem Schiff, das uns zu einer kleinen Insel bringt, deren Namen ich vergessen habe, treffe ich einen an Deck arbeitenden Mann, den ich und der mich wiedererkennt, vor zwei Jahren hatte er auch dem Schiff gearbeitet, das mich von Rio de Janeiro nach Cadiz brachte.

Das dritte Mal komme ich ein oder zwei Jahre später. Auch diesmal nur, um gleich bis Piräus weiter zu fahren und ein Schiff nach Kreta zu nehmen. Vier Wochen später verlasse ich Athen Richtung Italien.

Und erst zwanzig Jahre später bin ich wieder in Athen. Auch diesmal kommen wir an und verlassen die Stadt, kehren irgendwann zurück und erkunden die üblichen Wege. Wir waren all diese Male kaum in Kontakt mit Athenern, die Griechen, die wir kennengelernt haben, haben wir woanders kennengelernt, die Athener wollten nur unser Geld.

Oder war das ganz anders? Waren sie liebevoll und freundlich, konnte man ihnen vertrauen, waren ihre Antworten auf Fragen präzise und erhellend? Nein, waren sie nicht. Wer sich auf sie verließ, sah sein Schiff auslaufen, obwohl es doch eigentlich erst fünf Stunden später hätte auslaufen sollen.

Nein, nein, es stimmt schon, Athen ist laut und hässlich und schmutzig und drückend heiß.
Vielleicht sollte man mal im Winter hinfahren.

 

 

start

zurück