Januar 2017                      www.hermann-mensing.de      

    

mensing literatur
 

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Mo 2.01.17 13:05 leicht bewölkt 3 Grad

Ich lese zuviel Zeitung. Seit ich die Süddeutsche online erhalte, noch mehr als früher. Der Nachrichtenticker hälten mich auf dem Laufenden. Mir entgeht nichts. Ich weiß abends schon, was am nächsten Tag für eine Schlagzeile herhalten muss. Zum Glück habe ich ein dickes Fell. Der Terror, das Geschrei der Populisten, der sich anbahnende wirtschaftliche und ökologische Kollaps zwingt mich nicht in die Knie. Ich habe ein anderes Wahrnehmungsraster. Ich erlebe die Schönheit. 2016 war ein schönes Jahr. Ich habe zum ersten Mal einen von Bibern sorgfältig gespitzten und umgelegten Baum in der Nähe von Potsdam gesehen. Ich war auf Halbinsel Werder und stellte mir vor, dort eine Weile zu leben. Ich habe mit meinen Enkel in der Nordsee gebadet. Ich habe die Neiße überquert und die Weite des tiefen Osten genossen. Ich war im Elbsandsteingebirge und habe das Echo erforscht. Ich war in Liverpool auf den Spuren der Beatles. Ich habe begonnen, Tango zu tanzen und eine Musik kennengelernt, die mich fasziniert. Ich tanze mindestens einmal pro Woche. Ich war mit meiner Lebensgefährtin am Wintermeer. Ich habe einen tunesischen Untermieter, den ich sehr schätze. Ich werde geschätzt. Ich werde alt, aber ich fürchte mich nicht, auch wenn es mich manchmal graust. Soviel zum alten Jahr. Ich werde weiter tun, was ich am besten kann: ich werde leben.

Di 3.01.17 12:59 bewölkt, schneekalt 3 Grad

Die Wohnung verwaist, kein aussagefähiger Kaffee vor Ort, Brot nur als Industrietoast vorhanden, was soll ich da noch. Ich habe ausgeschlafen, ich bin froh, dass ich die butterweiche Matratze ohne Rückenschaden überstanden habe, ich muss heim, zehn Kilometer durch grauen, Schnee verheißenden Morgen. Ich ziehe mich an und prüfe die Lage. Nein, ich habe nichts vergessen, ich kann gehen, sie ist nicht da, hier ist also jetzt nichts mehr, was mich aufhalten könnte. Das Rad steht im Hof, ich schließe es auf, schwinge das rechte Bein in weitem Bogen über Stange, Sattel und Gepäckträger, wie gut das noch geht, denke ich und fahre los. Die Straßen sind bevölkert von Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Ich musste nie irgendwohin, immer konnte ich entscheiden, was ich als nächstes tun wollte, ich war und bin, das wird mit jedem Tag deutlicher, privilegiert.

Mit der Geschwindigkeit hapert es heute früh. Es weht ein beharrlicher Wind aus Südwest, ein feuchtkaltes Pusten, das überall reinkriecht. Aber ich weiß, zuhause wartet Kaffee aus Ruanda, zuhause wartet die Kunst, zuhause will niemand Worte hören, die ich nicht sagen will oder kann, zuhause können mich alle, und wie sie mich können. Sollte wider Erwarten doch noch jemand bemerken, dass es mich und die Literatur gibt, müsste er bereit sein, meinen westfälischen Dickschädel zu akzeptieren, sonst kämen wir nicht ins Geschäft. Wahrscheinlicher aber ist, dass es gerade diese dickschädelligkeit ist, die meine kometenhaften Aufstieg immer verhindert hat. Damit kann ich gut leben. Meine Gegenwart ist ein Fest, jedenfalls feiere ich sie, so gut ich kann. Ich fülle sie mit Sehnsüchten, ich folge jedem noch so irrwitzigen Impuls, ich bin frauenaffin, ich träume von dieser und jener, ich bin treu und gleichzeitig untreu, weil schon der Gedanke zählt. So war das immer, immer war ich einer treu und gleichzeitig allen anderen, ich bin ein schwieriger Fall, es ist ganz einfach mit mir, man darf mich nicht mit Plänen traktieren, man muss mich lassen, dann wird es unerwartet schön.


Mi 4.01.17 12:58 wechselnd bewölkt 3 Grad

Ein kräftiger Wind fegte über den Strand und blies mir Sandpartikel ins Gesicht, dass es weh tat. Ich flog zu den Dünen und wieder zurück und als ich landete, fiel ich auf die Nase. Überwältigt blieb ich einen Moment liegen. In Träumen war ich ein eleganter Flieger, da machten mir nicht einmal Vögel was vor, aber dies war kein Traum. Ich rappelte mich auf, klopfte mir Sand von der Kleidung und probierte es gleich noch einmal. Diesmal krachte ich mit Wucht in den Hang einer Düne und verstauchte mir die linke Hand. Über mir kreisten Möwen. Sie waren böse. Ich zündete mir eine Zigarette an und dachte nach. Das Handgelenk schmerzte, bis zum Hotel war es gutes Stück Weg, die Möwen machten Anstalten, mich anzugreifen. Ich stieg steil auf, stieß von oben auf sie herab, vertrieb sie, landete und machte mich auf den Heimweg. In der Nähe von Menschen wollte ich lieber nicht fliegen. Nachmittags saß ich auf dem Balkon und las Murakami. Bei Murakami passieren ständig unerklärliche Dinge, das beruhigte und bestärkte mich. Ich konnte über die Dünen sehen, hinter denen die Brandung rauschte. Ich hatte Kaffee, ich hatte ein Stückchen Kuchen, das Handgelenk schmerzte, so dass ich dachte, heute fliege ich nicht mehr. Aber als am Abend der Mond aufstieg, hielt ich es nicht mehr aus. Ich startete vom Balkon, was ein ziemliches Risiko war, aber es klappte, ich lag sofort auf der Luft und fühlte mich vogelfrei. Spaziergänger schauten zu mir hoch, aber ich tat so, als sähe ich sie nicht und ließ sie in ihrer Verwunderung allein. Der Wind war nur noch mäßig, und ich wurde zunehmend sicherer. Ich flog bis zum Leuchtturm, umkreiste ihn ein paarmal, ich begegnete Möwen, die mich entsetzt anstarrten mit ihren kalten Augen, mich aber in Ruhe ließen. Für eine Landung erschien mir mein Balkon zu klein, ich landete in den Dünen und lief den Rest. Ich schlief wunderbar in jener Nacht, ich träumte, ich könne laufen wie ein Mensch, ich lief und lief, ich erreichte ein ZIel und erhielt sogar ein Finisher T-Shirt der Sparkasse. Als ich am Morgen erwachte, fühlte ich mich erfrischt und stark. Das alles liegt ein paar Jahre zurück, und ich habe nie jemandem davon erzählt. Aber ich fliege noch, ich fliege fast jeden Tag.


Do 5.01.17 11:56 sonnig 2,5 Grad

Der recht kleine Herr Schulz hatte der süßen Frau Emser die Suppe madig gemacht. Wie, soll nicht wiederholt werden, soviel nur, Herr Schulz neigt hin und wieder zu Ausfällen verbaler Art, aber er meint es nie so, er glaubt, dass sie witzig seien, und dass die recht süße Frau Emser das doch hätte wissen müssen, aber Frau Emser hat ein hartes Berufsleben und ist abends manchmal nicht mehr in der Lage, die simpelsten Scherze zu verstehen, zumal nicht, wenn sie sich auf eine von ihr kreierte Suppe beziehen. Bei Speisen nämlich ist sie besonders heikel, da will sie immer sofort wissen, wie man etwas findet, und wenn man etwas überhaupt nicht findet, kann es sein, das sie in eine beleidigte Schockstarre verfällt, die oft über Tage anhält. Dann kann der recht kleine Herr Schulz noch so alberne Wiedergutmachungsversuche starten (es hat da ein Repertoire, das sonst gern angenommen wird), in solchen Fällen hilft gar nichts mehr, schließlich hatte er die Suppe mit einer vom Magen nicht akzeptierten Flüssigkeit verglichen. So kam es also, dass das Zusammensein der beiden an jenem Abend nicht recht gelingen wollte, worauf der recht kleine Herr Schulz beschloss, den Nachtbus zu nehmen, um heimzufahren.

Er hatte vage Informationen über die Abfahrtzeiten, ihm blieb eine Viertelstunde zur Bushaltestelle, eine Entfernung, die bei flottem Schritt durchaus machbar war. Etwa drei Minuten vor geglaubter Abfahrt, der kleine Herr Schulz hatte sich der Bushaltestelle schon bis auf ca. 150 Meter genähert, sah er, dass der Bus ihm entgegenkam. Sofort begann er zu rennen. Der Busfahrer sah das. Trotz fehlenden Gegenverkehrs wartete er beim Linksabbiegen über Gebühr lange. Der kleine Herr Schulz rannte in Höchstgeschwindigkeit. Als der Bus wieder anfuhr, hatte er die Hälfte der Strecke bis zur Haltestelle hinter sich gebracht. Der Bus fuhr langsam, hielt noch einmal, so dass der kleine Herr Schulz sicher war, dass die Verlangsamung ihm galt, dennoch erhöhte er seine Geschwindigkeit noch einmal, erinnerte sich daran, dass er als Sechzehnjähriger trotz seiner kurzen Beine die Hundert Meter einmal in dreizehn Sekunden zurückgelegt hatte, erreichte schließlich den Bus, stieg schwer atmend ein, rief dem Busfahrer ein Danke entgegen und fiel in den Sitz.

Nie hatte er sich besser gefühlt. Alle Zweifel schienen verflogen, Herr Schulz war regelrecht glücklich. Dass so ein Sprint derartig beflügelnd wirkt, hätte er nicht gedacht. Er überlegte, allen Übeln und Süchten auf der Stelle abzuschwören und fortan jeden Tag so einen Sprint zu absolvieren. Acht Stationen weiter, er war noch immer schweißnass, hatte sich seine Atemfrequenz fast normalisiert. Bei Erreichen des Ziels bedankte er sich noch einmal beim Busfahrer, ein gesprächiger Mensch, der offenbar glücklich war, ihm einen Gefallen getan zu haben. Die kleine Frau Emser, der er per SMS von seinem Sprint berichtet hatte, schien plötzlich wieder ganz aufgeräumt und nannte ihn ihren Buscatcher.

20:56

Frau Haxhi war siebzehn, als sie mit Gleichgesinnten auf den Straße Tiranas unterwegs war. Es ging gegen Enver Hodscha, der das Land in eine von der Welt separierte Enklave verwandelt und mit unzählbaren Bunkern überzogen hatte. Plötzlich fuhr ein schwarzer Mercedes in die Menge. Menschen sprangen auseinander, aber Frau Haxhi schaffte es nicht. Sie geriet unter den Wagen. Ein Onkel, der in der Nähe stand, hatte das beobachtet. Er kam mit drei anderen Männern heran, die den Wagen hochhoben, sie hervorzerrten und ins Krankenhaus brachten. Nachmittags erschienen Polizisten bei Frau Haxhis Eltern und sagten, sie wäre tot. Sie war aber nicht tot. Diese Totmeldung war nur ein weiterer perfider Trick, mit dem sich Hodscha für seinen galoppierenden Machtverlust rächen wollte. Wenig später war er Geschichte.

Frau Haxhi machte ihr Abitur, sie studierte, sie heiratete, stellte aber bald fest, dass es trotz Hodschas Abwesenheit in Albanien keine rechte Zukunft für sie gab und ging nach Deutschland. Morgens besuchte sie einen Sprachkurs, nachmittags jobbte sie. Das Institut, das solche Kurse anbot, lag im ersten Stock eines Geschäftshauses an einer belebten Straße. Im Parterre war eine Bäckerei. In den Pausen holte sie sich dort einen Becher Kaffee und rauchte eine Zigarette. Einmal kam ein Mann vorbei, spuckte sie an, beschimpfte sie als Hure und griff ihr an die Brust. Frau Haxhi wehrte sich nach Kräften, bekam schließlich einen ihrer hochhackigen Schuhe zu fassen, schlug auf den Mann ein und riss ihm bündelweise Haar aus. Der Mann flüchtete. Er blutete aus Wunden hinterm linken Ohr und unter dem rechten Auge. Eine Verkäuferin aus der Bäckerei wollte die Polizei rufen. Das wollte Frau Haxhi nicht. Sie fand, der Mann hatte bekommen, was er verdient. Das fand die Verkäuferin auch. Ihrem Mann hat Frau Haxhi diese Geschichte nie erzählt, und manchmal schämt sie sich, aber dann wieder auch nicht.


Sa 7.1.17
11:56 grau, - 3 Grad, Schnee

Ob es Fischgrät oder Hahnentritt war, weiß ich nicht, ich sah nur die verwobenen bunten Fäden, das Grün, das Rot, sicher auch Blau, vielleicht ein wenig Gelb, auf den ersten Blick aber eine Hose, wie ich sie schöner noch nie gesehen hatte. Wolle? Schurwolle? Bestes Material, so sah es jedenfalls aus, aber ich kenne mich nicht aus, einen Großteil meines Lebens habe ich Jeans getragen, mein erster Protest gegen etwas, das mir monströs steif und verstockt erschien und noch immer erscheint, aber ich spüre ein zunehmendes Verlangen nach mehr Qualität und Raffinesse, Kashmir zum Beispiel, für mein Leben gern ließe ich mir einen Anzug aus Kashmir schneidern, nur kann ich mir das nicht leisten.

Aber da war sie nun, diese farbige Wollhose, schon von weitem hatte ich sie gesehen, und als der Mann, der sie trug, ein Mann meines Alters, auf meiner Höhe war, sagte ich, was haben sie für eine schöne Hose an. Finden Sie? sagte er mit einem Akzent, der auf das ehemalige Jugoslawien schließen ließ. Ja, sagte ich, wunderbar, diese Farben, der Stoff. Wo kriegt man so etwas? Ach, sagte er. Hier nicht. Hier ist ja alles nur grau in grau. Stimmt, sagte ich. Für uns Männer gibt es nicht viel Aufregendes. Also? Aus Amsterdam, sagte er, und ich beschloss, zuhause nachzuschauen, ob es so etwas nicht auch im Internet gäbe, im Internet gibt es ja alles und alles von einer solch verwirrenden Vielfalt, dass es einem schon die Sinne vernebeln kann.

Als ich dann online war, ich hatte extravagante Wollhosen für Herren eingegeben, stieß ich zwar auf alle möglichen Hosen zu horrenden Preisen, manche kosteten mehr als 600 Euro, aber nicht eine glich der, die dieser Mann getragen hatte. Wenn man nun eine Schneiderin kennen würde, man könnte Stoffmärkte durchforsten, vielleicht fände sich etwas, aber Handwerk ist teuer, und teuer ist ein Alleinstellungsmerkmal für Besserverdienende, und hätte man je einen Schriftsteller meines Kallibers gesehen, der besserverdienend genannt werden könnte?

Ich kenne keinen, und die, die ich kenne, haben keinen Geschmack, jedenfalls nicht meinen Geschmack, was auch zuviel verlangt wäre, und so taumle ich in diesen schneeverhangenen Morgen mit meinen Träumen von einer Hose, wie es sie nirgendwo gibt, höchstens in Amsterdam. Sollte ich aber mal eine sehen, vielleicht da, wo die Besserverdienenden ihr sozial schlechtes Gewissen ablassen, indem sie Kleider spenden, bei Oxfam etwa, werde ich keine Sekunde zögern.


Mo 9.1.17
12:14 grau 1 Grad

Ob Fischgrät oder Hahnentritt weiß ich nicht, ich sah nur die verwobenen Fäden, das Grün, das Rot, sicher auch Blau, vielleicht ein wenig Gelb, eine Hose, wie ich sie schöner nie gesehen hatte. Wolle? Schurwolle? Bestes Material jedenfalls, ich habe ja keine Ahnung, ich habe immer Jeans getragen, spüre aber schon länger ein zunehmendes Verlangen nach Qualität und Raffinesse. Für mein Leben gern liesse ich mir mal einen Anzug schneidern.

Aber da war sie, von weitem hatte ich sie mich angesprungen, und als der Mann, der sie trug, ein Mann meines Alters, auf meiner Höhe war, sagte ich, was haben sie für eine schöne Hose an. Finden Sie? sagte er mit dem Akzent eines ehemaligen Jugoslawen. Ja, wunderbar, diese Farben, der Stoff. Wo kriegt man sowas? Hier nicht, sagte er. Hier ist ja alles nur grau. Stimmt, sagte ich. Für uns Männer gibt es nicht viel Aufregendes. Also? Aus Amsterdam, sagte er, und ich beschloss, zuhause nachzuschauen, ob es so etwas nicht auch im Internet gäbe, im Internet gibt es alles und alles von einer solch Vielfalt, dass es einem die Sinne vernebelt.

Ich gab extravagante Wollhosen für Herren ein, und stieß auf Hosen für mehr als 600 Euro, aber nicht eine glich der, die dieser Mann getragen hatte. Wenn man nun eine Schneiderin kennen würde... So taumelte ich in einen schneeverhangenen Morgen mit Träumen von einer Hose, die es nirgenwo gibt, höchstens in Amsterdam.


Di 10.1.17 00:30 bewölkt, leichter Regen 3 Grad

Ich saß im Zug nach Varanasi und war mit dem Schaffner ins Gespräch gekommen, ein schnauzbärtiger, dicker Mann. Ich war achtundzwanzig, und saß in der billigsten Klasse, er um die Fünfzig, da gibt es Vieles, was man gern voneinander wüsste. Das Woher und Wohin war schnell abgeklärt, dann ging er aufs Ganze. Ob ich eine Freundin hätte? Ich nickte. Draußen war flaches, sandbraunes Land, Varanasi war nicht mehr weit, die Flußniederung bald, trotzdem kaum Grün. Wind strich herein, föhnwarm. Ich zeigte ihm ihr Foto. Er schmolz vom Sitz. Ich sah, wie es in ihm durcheinander ging, Weiß ist schön dort, Weiß gilt als Ideal und sie strahlte nur so aus dem Foto. Kein Wunder, dass er dann fragte, ob man im Westen unverheiratet zusammenleben könne? Ich bestätigte ahnungslos, was er vom Hörensagen schon wusste. Er war entsetzt und notgeil. Ich hatte zuviel preisgegeben, und schob das Foto schnell zurück in meine Tasche. Er knipste meine Fahrkarte und ging. Eine Stunde später trat ich aus einem prächtigen, von den Briten gebauten Bahnhof, drinnen blitzblank, aber draußen das Chaos. Ich wusste mittlerweile, wie ich mich hier zu bewegen hatte. Die Menschen waren nicht unfreundlich, manche erschienen servil. Wofür hielten sie mich? Ich konnte nur deuten, nicht annähernd verstehen. Was ich verstand, war, wenn sie mich übers Ohr hauen wollten. Ich nahm es ihnen nicht übel, ließ es aber nicht zu, weil ich den Verhandlungsrahmen für Dienstleistungen und Waren kannte. Sie würden mich für dumm halten, wenn ich nicht feilschte. Der Rikscha Fahrer, der mich zu einem Hotel in der Altstadt fuhr, ging davon aus, dass ich dumm sei. Das ärgerte mich, Argumente flogen hin und her, schließlich verweigerte ich jede Zahlung, stieg aus und ging davon.

13:23

Ich gehe nicht davon aus, heute noch ein Gedicht zu schreiben. Gedichte finden mich nur, wenn ich anwesend bin. Ich weiß nicht, an wen sie sich wenden, wenn sie mich nicht antreffen. Das ist schade, denn ich mag Gedichte, aber das Jahr ist ja noch jung.


Sa 14.01.17 13:00 wechselnd bewölkt, Schneeschauer, 3 Grad

Mein tunesischer Mieter bucht die Premium Version eines österreichischen Datingportals. Kaum angeklickt wird Geld von seinem Konto abgebucht, einmal und einen Tag darauf noch einmal, und er ist in heller Aufregung. Warum? will er wissen, aber woher soll ich das wissen. Weil er zweimal geklickt hat? Weil er der Sprache noch nicht ausreichend mächtig ist? Weil dieses österreichische Datingportal im Ruf steht, unseriös zu sein.

Ich weiß es nicht, sage ich noch einmal, aber ich weiß, was zu tun ist. Ich recherchiere, ich finde ein vorformuliertes Kündigungsschreiben, drucke es aus und erkläre ihm, dass er damit zur Post gehen und per Einschreiben an jene Firma schicken müsse, um aus seinem Vertrag aussteigen zu können, fristgerecht zum nächsten Termin. Wann der allerdings ist, weiß ich nicht, ich kann nur hoffen für ihn, denn er hat schon eine Mail erhalten, dass er am 28.ten dieses Monats erneut zahlen muss. 24,50 für die Möglichkeit, sich von "Animateuren", die auf dem Datingportal auftauchen, aber eben nur Animateure sind, keine wirklichen Datingpartner, aufs Glatteis führen zu lassen. Wenn man dort, wo er herkommt, auf Facebook kundtut, dass man (Herzchen Herzchen) mit XX befreundet ist, kommt das einer Verlobung gleich, alles andere wäre ein böser Verstoß gegen die Sitten.

Überhaupt, die Sitten dort! Genauso bigott wie die Sitten der Christen in den Fünfzigern, Wasser predigen und Wein trinken. Der Westen korrumpiert und verdirbt, da kann man seinen Gebetsteppich ausrollen so oft man will, der Kulturschock fährt einem in die ratlosen Glieder, und schon schwebt Sünde und Verderbnis über einem.

Ich kann da gar nichts tun. Er wird bald heimfliegen, er wird XX nicht anrühren dürfen. Wohin bloß mit all dem Testosteron, das einem jungen Mann durch die Adern fließt wie heißes Blei, womit wir auch schon bei einem gravierenden Problem der Debatte sind: wie sollen sich all die Menschen, die voller Hoffnung in den letzten anderthalb Jahren hierher gekommen sind, bloß einfügen können, vor allem die, die nur schlecht oder gar nicht ausgebildet sind?

Wir schaffen das, hat sie gesagt, aber nicht nur wir müssen das schaffen, wir können höchstens die Rahmenbedingungen stellen, den Rest müssen sie tun, sie müssen sich einreihen hier. Das ist schwer, denn der Mensch ist sein größter Feind, die Risse gehen von Ort zu Ort, von Straße zu Straße.

Und er? Fährt in die Stadt, trifft seine Leute, die, sagt er, alle Marihuana rauchen und verkaufen. Als hätten wir das nicht längst gewusst. Die westlichen Gesellschaften kriegen Integration genauso wenig hin und ihre Herkunftsgesellschaften, es bilden sich Parallelgesellschaften, daran scheint kein Weg vorbeizuführen, aber 15 Meter hohe Mauern zu bauen ist auch keine Lösung. Moralisch ist diese Welt am Ende, man studiere die Geschichte der Völker und weiß, dass es immer so war. Aufgeben? Nein, aufgeben kann man nicht, man muss Unmögliches wagen, um Mögliches zu erreichen.


Mo 16.01.17 14:03
sonnig, 0 Grad

seit wochen
streife ich durch die städte
beobachte höre
und habe gleich darauf alles vergessen
ich warte darauf
dass einer ein wort sagt
das ich mitnehmen kann
ich hoffe
dass es zuhause noch klingt wie es klang
als jemand es sprach
aber worte verändern sich
wie der himmel
sie scheinen an ihre menschen gebunden
wie blinkende hunde im dunkeln am see
und so streife ich weiter
bis eines laut genug bellt


15:20

Ein Jahr vor Erscheinen seines ersten Romanes hatte Herr Mensing den Cheflektor des XX Verlags eine Stunde warten lassen und ihm dann klar gemacht, zu welchen Bedingungen er bereit wäre, seinen Roman zur Veröffentlichung freizugeben. Er hatte genaue Vorstellungen, wie das Buch auszusehen habe, er forderte Fadenheftung und ein Lesebändchen, die Zweitverwertung als Taschenbuch wollte er für die ersten zwei Jahren nach Erscheinen des Hardcovers ausschließen, zudem bestand er auf einen hohen Vorschuss. Der Lektor des XX Verlages lehnte ab. Herr Mensing sagte, Sie werden das bereuen und ging. Der Lektor bereute tatsächlich, es kostete ihn sogar seinen Job, denn als der Roman schließlich bei R. erschien (der Vorschuss wurde gezahlt) wurde er durch geschicktes Taktieren, durch Gespräche mit maßgeblichen Agenten und Multiplikatoren sofort zu einem großen Erfolg. Die Medien, die Kritiker, alle spielten mit.

Herr Mensing konnte brüskieren, aber auch sehr charmant sein, er hatte ein Gespür dafür, welche Karte zu spielen war, er sah blendend aus und war nicht aufs Maul gefallen, doch mehr als das rief seine Vernetzung in der Szene Bewunderung hervor. Niemand wusste, wie er all diese Fäden geknüpft hatte, zumal er vorher nicht in Erscheinung getreten war.

Herr Mensing ließ sich eine Lesetour buchen, die alle maßgeblichen Städte der Bundesrepublik, Östereichs und der Schweiz einschloss und festschreiben, dass die Eintrittspreise die Höhe einer Theaterkarte der besseren Kategorie nicht unterschritten. Das funktionierte. Viele Jahre später und nach Rücksprache mit Mensing agierte Steve Jobs mit der Überteuerung seiner Produkte ganz ähnlich und wurde steinreich. Die Lesetour geriet zu einem Spektakel. Herr Mensing streute Halbwahrheiten und provozierte wo immer es ging. Zwei Jahre nach Erscheinen des Hardcovers kündigte er an, die Taschenbuchausgabe sei um wichtige Kapitel erweitert, was zu einem erneuten Hype führte.

Danach galt Mensing als einer der maßgeblichen Autoren seiner Zeit. Da er wusste, dass das Zeitfenster für Erfolg schmal ist (er rechnete mit maximal fünfzehn Jahren medialer Aufmerksamkeit, danach wäre das Pferd zu Tode geritten und neue stünden bereit) veröffentlichte im Zweijahrestakt, seine Agenten schlossen internationale Verträge, sodass Mensing fünf Jahren nach Erscheinen seines Erstlings soviel verdient hatte, dass er sich, wie geplant, keine finanziellen Sorgen um die Zukunft mehr machen musste. Er hatte viele Frauen, aber er heiratete nie. Heute lebt er zurückgezogen auf Jamaica.


Di 17.01.17
10:53 bewölkt, riecht nach Schnee -4 Grad

ich schau mich von vorn an
steht ICH drauf
hinten steht's auch
oben steht nix
unten komm ich nicht dran
ich stehe ja drauf
also was jetzt
wenn vorne und hinten ICH steht
heißt das
dass ich es bin
ich könnte auch fake sein
fake ist modern
dann wär' ich modern
immerhin

11:59

Man möchte sich einigeln, so grau ist es heute.

19:52

Die Straße führt aus der Stadt. Hier aber, innerstädtisch, unterquert sie zunächst einmal die Eisenbahn. Bürgersteig und Radweg machen einen links-rechts-Schwenk, weil unter der Brücke weniger Platz ist. Geht man gegen die Fahrtrichtung der Radfahrer, passiert es, dass sie einem auf dem Bürgersteig entgegenkommen. Der Radweg verläuft zwar parallel, aber der Mensch nimmt gern Abkürzungen, er schneidet also den links-rechts Schwenk diagonal, und wenn man dann nicht aufpasst, rumms, wird man umgefahren. Konnte mich vorhin gerade noch retten.


Mi 18.01.17 13:16 leicht bewölkt, -2 Grad

Als Freddy Mercury dem Tod nah war, nahm er mit Queen in Lausanne seine letzte Platte auf. Ein Lied beginnt so: "What a bedautiful day..." Das passt auf den 18. Januar. Es ist leicht bewölkt. Es friert. Mein Wohnzimmer ist warm, mein Sofa groß und bequem. Seit gestern habe ich Zugriff auf die E-Books der Stadtbüchereien im Münsterland. Wie immer, wenn es um öffentlich-rechtliche Angebote geht, ist der Zugang nicht ganz einfach, man muss wissen, was eine Adobe Zugangsberechtigung ist, aber selbst wenn man das weiß, ist man noch lang nicht am Ziel, Kennwörter müssen eingefügt oder durch neue ersetzt werden, und wenn man das Anmeldeformular dann zur Zufriedenheit der Großer Brüder ausgefüllt hat, warten noch eine Reihe Stolpersteine, eh ein E-Book Download funktioniert. Jetzt funktioniert er. Ich habe bis tief in die Nacht Ralf Rothmann "Im Frühling sterben" gelesen, ich kenne Rothmann seit zwanzig Jahren, er gilt als Vertreter eines "poetischen Realismus". Schöne Schublade. Ich bin Vertreter einer Literatur, die auf nichts setzt, als auf die Inspiration des Augenblicks. Anhänger dieser Gattung warten oft ihr Leben lang auf einen Roman. Allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass die Aussicht, das Geschriebene auch veröffentlichen zu können, oft den nächsten Roman befördert. Das geben meine Aussichten nicht mehr her. Daher warte ich weiter und vertreibe mir diesen Januartag mit nichts als Lesen.

Do 19.01.17 13:26 sonnig, 0 Grad

Es heißt Stadtbücherei, und da weiß man sofort, aha, wer lang genug dort gearbeitet hat, wird aller Wahrscheinlichkeit so lange dort arbeiten, bis ihn die Pensionierung ereilt, Stadtbücherei also ein Hort der Sicherheit, leider aber auch ein Ort der langsamstmöglichen Bewegungen, ein Biotop, vor allem, wenn es um IT geht, da macht man es dem Kunden so schwer und kompliziert wie nur möglich, und wenn es um’s Angebot geht, wenn also einer kommt und Literatur auf sein Tablet laden will, oh Gott, dann findet er Wohin mit dem Elektromüll, Führungstrechniken, Präsentieren, Das trojanische Pferd, Cellulite, Legale Bewerbungstricks usw. usf. , Literatur kommt eher selten vor, und wenn, ist sie ausgebucht.

Machen wir mal einen Test, sagen wir Grass, obwohl wir den Bärtigen nie sonderlich geschätz haben, und dann schauen wir mal: es gibt da „Im Krebsgang“, dann mehrfach Erläuterungen zu..., denn das Lesen allein reicht ja nicht, es muss auch erläutert werden, was immer sofort als Alarmsignal bei mir aufleuchtet, „Katz und Maus“ immerhin, geschätzte hundert Jahre alt, und dann wieder Erläuterungen zu....Nehmen wir noch so einen Großdichter, Walser: Ein fliehendes Pferd ist vorhanden, ansonsten nada nichts, Erläuterungen zu....

Zugegeben, das E-Book ist noch recht jung, gerade erst hat es ein Urteil gegeben, was Stadtbüchereien dürfen und was nicht, aber wenn man die privaten Anbieter scrollt, wird einem noch schlechter. Hoffen wir also auf bessere Zeiten und lesen bis dahin die Klassiker, die werden einem nachgeworfen, auch bei den Privaten.


Fr 20.01.17
15:48 sonnig 5 Grad

Gestern begegneten mir hinduistische Götter, farbenfrohe, fantsasievolle Gestalten aus einer anderen Welt. Ich war auf dem Weg zum Gemüseladen, um Stangensellerie, Chicoree und Möhren zu kaufen,da tauchten sie auf und lächelten bei jedem Schritt. Sie lächelten mir zu, denn sie befanden sich auf der Leggins einer jungen, russisch sprechenden Frau, eine sehr kräftige Frau mit großem Po und stämmigen Beinen. Zwei Gesichter, für jede Pobacke eines, zudem welche auf den Beinen. Ich nahm es als Zeichen, während die russische Frau vor mir lief, und ich auf ihren Po starrte. Kein Sexismus, nur religiöse Erleuchtung. Wer hätte das gedacht an so einem Nachmittag. Und natürlich die Frage: wo kauft man so etwas?


Sa 21.01.17


Version 1

what comes next
text
fix flix verflixt
setz dich
sag dass du mich liebst
ich gestehe
dass ich dich begehre
aber auf händen trag ich dich nicht

wie ein gottkaiser
kommst du und gehtst
du sagst nie
woher geschweige wohin
wie lange du fortbleibt ist ein ewiges rätsel
aber wenn du gottkaislerlich auftauchst
tusch (die trompeten spielen falsch, warum entlässt du die nicht)
willst du mich ganz
mach das mit anderen
mach andere groß damit
ich will damit nichts zu tun haben



Version 2

lügengedicht

setz dich
sag dass du mich liebst
ich gestehe
dass ich dich begehre
aber auf händen trag ich dich nicht

wie gottkaiser
kommst du und gehtst
sagst nie
woher und wohin
und wie lange du fortbleibst
wenn du auftauchst
tusch (die fanfaren spielen falsch, warum entlässt du die nicht)
willst du mich sofort und ganz
aber ich will das nicht mehr
mach das mit anderen
mach andere groß damit
ich will damit nichts mehr zu tun haben

13:05

Der zugefrorene See gleißt in der Morgensonne. Ein Mann sitzt auf einer Bank. Er stützt sich mit den Händen links und rechts ab. Er ist dreiundsiebzig und hatte gedacht, dass er den Rest seines Lebens verträumt. Wenn er schöne Frauen sieht, etwa, würde er von ihnen träumen, das hatte er gedacht, aber natürlich nicht geahnt, dass man auch in seinem Alter noch in Turbulenzen gerät und Liebe macht. Ein bisschen anstrengend, ja, aber anstrengend ist so etwas immer. Unglaublich eigentlich. Mitten auf dem Eis sitzen Möwen. Die Enten halten sich am Ufer auf. Ein Münsterländer verbellt sie. Der alte Mann rechnet täglich mit seinem Ende, da können die Ärzte tausendmal sagen, wie gut er dabei sei. Das hat damit nichts zu tun. Seine neue Liebe ist zwei Jahre jünger als er und verrückt wie ein Huhn. Ein Radfahrer grüßt. Auch schon weit über sechzig. Schöne Mütze hat der, denkt der alte Mann. Ob der wohl noch liebt? Einen Freund, mit dem er über so etwas sprechen könnte, hat er nicht. Er hatte wohl mal eine Kollegin, mit der konnte er über alles mögliche reden. Aber die ist schon vor Jahren gestorben, und war, das hat er erst später erfahren, lesbisch.


Mo 23.01.17
21:15 -1Grad





Di 24.01.17
12:17 bewölkt 0 Grad

da ist ein tier
das tier hat einen namen
das tier hat ein maul
das tier speichelt
sein speichel ist giftig
das tier sagt ich will
will will will
morgens schon will es
will immer das
was nicht geht
was geht will es nicht
oder nur so nur vielleicht
aber das leben ist nicht vielleicht
sein preis ist hoch
und ich will will will

13:53

Social Bots helfen zu postfaktischem Ruhm, und da dachte ich, wenn das so ist, schaue ich mal. Was kostet ein Like? 12 Cent, wenn es in die Masse geht? Also für 10.000 Likes 1.200 Euro. Die könnte ich doch inverstieren für ein Gedicht. Da stünde da: Gedicht, Hermann Mensing, 10.000 Likes. Wo einer liked, liken auch andere, denn man will nichts verpassen, und eh man sich versieht, hat Suhrkamp auch schon angerufen und bietet ein Deal.


Mi 25.01.17
16:13 wechselnd bewölkt 0 Grad

Dieses Geschäft bleibt heute geschlossen.


Do 26.01.17 14:45 blauer Himmel 0 Grad

der ganze wahrheit

meine romane gehen weg wie geschnitten brot
meine gedichte bewegen die welt
die glocke, die netphener nachrichten,
das grafschafter tageblatt (you name them)
alle große zeitungen haben berichtet
mein ruhm strahlt ins all
ich bin der größte dichter
der je gelebt hat
die brüste meiner frauen
stehen wie stupas auf den höhen des himalaja
meine erektionen sind langlebig
und mein ejakulat füllt ozeane
ich bin bescheidener als eine küchenschabe
und lebe ein großartiges leben
gäbe es mich nicht
man hätte mich erfinden müssen
danke amerika


Mo 30.01.17
12:41 grau, Regen, 5 Grad

einer geht noch
einer geht noch rein
lasst ihr ihn steht
bleibt ihr allein
einer der geht
nimmt wo er steht
noch einen rein
der euch die tage färbt
eh ihr sterbt


Di 31.01.17 10:55 grau 2 Grad

Gerade noch habe ich mich vorm Beginn des neuen Jahrtausends gefürchtet, jetzt stelle ich fest, dass es längst angebrochen, schlimmer noch, über uns hereingebrochen ist. Ich werde es nicht überleben. Man wird mich nicht einmal in den Feuilletons erwähnen, vielleicht, dass die Dorfzeitung zwei Zeilen druckt, in denen etwas steht, was der Redakteur irgendwo abgeschrieben hat, wahrscheinlich bei mir. Mehr aber nicht, mehr ist in diesem Leben nicht mehr zu erwarten, und das ist okay. Ich lebe gut, hin und wieder gibt es Komplikationen, meist kollidiert das Leben mit meinen Illusionen, aber das erinnert mich nur daran, dass ich noch nicht so weit bin. Ich verabschiede mich vom Januar, sende den teuflischen Wunsch in die Welt, dem amerikanischen Präsidenten mögen die Eier im Sack verfaulen, das Frühjahr möge sich auf die Socken machen, erinnere mich noch einmal daran, wie schön das Schlittschuhlaufen war, letzte Woche, auf diesem fünfzig Meter langen Teich, der mir für zwei Stunden gehörte, erinnere mich an die Tänze, die ich getanzt habe und freue mich auf die, die noch kommen. Nichts ist sicher, alles kann jederzeit passieren, ich will es so, die Welt will es so, also soll es so sein. Amen, ihr Wichser.


zum Februar 2017