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Lissabon

Er fuhr über die Sierra. Korkeichenwälder und Pinien, die gänzliche Abwesenheit von Menschen, der Himmel, der sich bis zum Atlantik bog. Der Speisewagen der Portugiesischen Eisenbahnen war bis auf die rechts durchlaufende Theke unmöbliert, dahinter ein kettenrauchender Mann, der Kaffee, Getränke und Sandwiches verkauft. Geöffnete Fenster links und rechts, und die brüllende Diesellok zwei Waggons weiter vorn. Fahrtwind streicht herein, ein rhythmisches Schlagen und Hämmern lässt ihn Lieder summen, dazu trinkt er schwarzen Kaffee und träumt von Lisboa. Dann senken sich die Gleise zum Fluß Sado, das Rostrot der Sierra wechselt mit kräftigem Grün der Reisfelder, in denen Störche stehen und weiße, schneeweiße Vögel, halb so groß wie Flamingos.
"Sim, um café mais. Obrigado."

Zwei Stunden noch? - Ja.
Noch immer durchs Alentejo, diesen knochentrockenen Landstrich jenseits des Flusses Tejo, an dessen Ufern die Zugreise schließlich endet. Man steigt aus, geht zu den Landungsbrücken, besteigt eine Fähre, die Fähre legt ab und trägt den Reisenden sanft über den breiten Fluss.
Im Dunst liegt die Stadt Lissabon.

 

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