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Patras

Der südliche Himmel. Das Blau des adriatischen Meeres. Die kargen Konturen der ionischen Inseln. Das rote Meer. Nichts hatte ich vorher gesehen und alles wollte ich heute und morgen und in den nächsten Wochen. Griechenland sollte nur Durchgang sein. Von Ancona kommend würde ich in Patras das Schiff verlassen, mit dem Bus nach Athen fahren, und mich dort nach Rhodos, Zypern und Haifa einschiffen. Griechenland wurde von Obristen beherrscht. Faschisten, das wusste ich. Wie Faschismus riecht, davon hatte ich keine Ahnung. Dass er große Gesten liebt, heroische, patriotische Beteuerungen, auch das wusste ich. Als das Schiff anlegte, sah ich, wie so etwas aussieht. Haushohe Soldaten: Pappkameraden an einer hügelan führende Straße, die Fäuste reckten, Gewehre präsentierten, ihren Mut und ihre Furchtlosigkeit vor allen demonstrierten. Fackelträger. So also. Und wie roch es? - Es roch nach Angst. Es roch nach Unterdrückung. Es roch nach Bespitzelung. Es lag überm Land wie die Pest. Ich war jung. Dreiundzwanzig, glaube ich. Mein Plan war, in einem Kibbuz in Israel einen Teil meiner Schuld abzuarbeiten. Hier nun hatte ich lebensnahen Unterricht. Sag nichts. Versprech dich nicht. Dies ist ein rechtloses Land. Jeder Polizist kann mit dir machen, was er will. So war das also, damals, bei uns?

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