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Lisa Bauer

Driiiiiing! Mein Wecker klingel mal wieder mit dem öden Song von "Lonely". Ich quälte mich aus meinem kuschelig warmen Bett und schlenderte ins Bad. Ich bin ein Morgenmuffel. Wenn man mich anspricht, kriege ich pubertäre Anfälle. So etwas kommt bei mir in letzter Zeit häufiger vor.

Im Bad traute ich mich kaum in den Spiegel zu schauen, da ich nach dem Aufstehen immer aussehe wie ein Waschbär. Dennoch zwang ich mich, hinein zu schauen ... und ... was sah ich? -
Ich sah genauso aus wie jeden Morgen. Ich wusch mir die Schminke ab. Ich war mal wieder zu spät nach Hause gekommen und zu müde gewesen, mich abzuschminken. Ich kämmte meine lockigen blonden Haare und zog meine alte Lieblingsjeans an, die ich mal von meiner Oma bekommen hatte. Dazu mein Lieblings-T-Shirt, auf dem KICK ME stand.

Ich betrachtete mich im Spiegel. Der Spruch war schon ein bisschen out, aber es war nun mal mein Lieblings-T-Shirt! Ich kramte ein paar löchrige alte Socken aus der Schublade. Für einmal würden sie noch reichen.

Mein Magen machte sich bemerkbar. Ich ging in die Küche, setzte mich auf einen unserer alten Stühle und machte mir einen Butterkeks mit Marmelade. Mein Leibgericht. Jedenfalls wollte ich das. Doch die Keksdose war mal wieder leer. Meine gefräßige Schwester hatte sie leer gefressen. Wenn ich an sie dachte, sträubten sich mir die Haare. Wir verstanden uns nicht, und sie nutzte jede Gelegenheit, mich um den Verstand zu bringen.
Sie wurde 10 und viele nannten sie Keks.

Der Appetit war mir vergangen. Wütend lief ich in mein Zimmer, zog mein ausgelatschten Turnschuhe an, schnappte mir meine Sachen und machte mich auf den Weg zu meiner besten Freundin Jenna.

Jenna war die Einzige, die mich verstand. Als ich die Haustür zuknallte und auf die Straße hinausrannte, wäre ich beinahe mit unserer netten Nachbarin Frau Köster zusammengestoßen. Sie ist eine alte Dame um die 70! Eigentlich ist sie ganz nett, doch mit ihren Geschichten über den Krieg und ihre Kindheit konnte sie einem ganz schön auf den Senkel gehen. Gerade wollte sie wieder etwas sagen, als ich ihr nett zuwinkte und die Straße weiter bergab ging. Sie rief mir hinterher: "Früher, ja früher waren die Kinder nicht so stürmisch! Da gingen sie noch an Mutters Hand!" Ich dachte: "Mit fünfzehn!!!"

 

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