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werkstattgeschichten 31.08.05

Herr M. hat die Autobahn gegen 12:30 hinterm Kreuz Herne über die Abfahrt 15 verlassen, weil er sich den Wechsel von der A43, die Durchfahrt durch Bochum Riemke und erneute Fahrt über Autobahn 40 bis Wattenscheid sparen will. Lieber über die Dörfer, hatte er sich gedacht. Das bringt zwar keine Zeitersparnis, ist aber interessanter, vor allem, weil ihm das Ruhrgebiet immer noch fremd ist. Er ist die Strecke schon einmal gefahren, allerdings in Gegenrichtung. Natürlich sah die Welt da ein wenig anders aus.

Wenngleich Herr M. über ein präzises Ortsgedächtnis verfügt, sich erinnerte, dass es eine Kreuzung gab, an der er die Fahrtrichtung wechseln müsste, tat er an eben dieser Kreuzung doch das Falsche. Fuhr geradeaus, statt links abzubiegen, fuhr auf Wanne Solbad zu, geriet in eine Umleitung, die nach drei weiteren Schildern endete, wohl darauf vertrauend, dass hier nur Ortskundige unterwegs wären.

Herr M. fuhr aufs Geratewohl geradeaus und gelangte an eine Vollsperrung. Eine weite Straße, Straßenbahnschienen in der Mitte, Roadblock. Zum Glück fand sich an der Ecke eine Revierwache. Gezackte Linien am Straßenrand verboten jedes Parken, ein Polizei-Bulli stand auf dem Gehsteig. Herr M. wendete seinen Wagen, parkte auf den gezackten Linien, verließ das Auto und betrat die Wache.

Er musste warten, dann wurde er herein gewunken.
Ein junger Polizist türkischer Herkunft.
Herr M. sagte, er habe sich vergeigt, er müsse nach Wattenscheid. Außerdem parke er, wo er nicht parken dürfe! Oh! sagte der Polizist. Wattenscheid. No-Go-Area. Falsch geparkt? 15 Euro. Aber wegen schönen Wetters heute mal nicht.

Nach diesem furiosen Auftakt war ich mit mir, mit der Welt und allem, was noch kommen sollte, versöhnt. Die Wegbeschreibung, die der Polizist mir gab, war präzis, ich war früh genug an der Schule, ich ging ins Lehrerzimmer, ich kopierte, dann begann meine Literaturwerkstatt.

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