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Esquitla

Am Tag vorher hatten wir die Grenze überquert. Der mexicanische Grenzposten im Norden des Flusstals, der guatemaltekische im Süden. Bei den Mexicanern zogen wir unsere saubersten Sachen an, klatschten unsere Haare dicht an den Kopf und liefen los. Bis zum Talgrund die Blicke der Mexikaner im Nacken, dann die der Guatemalteken von vorn. Oben angekommen warteten wir eine Weile, bis die Zöllner sich mit uns beschäftigten. Sie sind feindlich. Sie hassen uns, weil sie denken, dass wir Amerikaner sind. Erst nachdem sie unsere Pässe gesehen haben, werden sie zugänglicher. Das Land ringsum: Urwald, auf den einmal pro Tag ein Tropengewitter niedergeht. Dennoch kein Regenwald: Hochlandwald, wenig Unterholz, dichtes Blätterdach, gellendes Schreien von Vögeln unbekannter Art. 35 Grad Celsius. Wir nehmen einen Bus in die nächste Stadt. Unterwegs Straßensperren, Militärs mit umgehängten Maschinenpistolen. Es geht gegen die Guerilla, gegen das Volk. Fünf Stunden schaukelt der Bus uns durch das Land. Die, die keine Maschinenpistolen tragen, tragen Macheten. Ist es denn so gefährlich hier? In Equitla mieten wir ein kahles Zimmer mit drei Bettgestellen. Wasser ist im Hof. Geschissen wird in ein Loch. Hinterm Haus geht der Wald los. Weil wir mutige Hippies sind, hängen wir unsere Pentax, Minoltas und Prakticas um und dringen in diese Wildnis vor. Nach etwa dreißig Metern, auf denen wir uns wie Idioten benehmen, kommen wir an einen Bach, in dem Frauen türkisfarbene, rote und blaue Plastikschüsseln spülen.

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