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Korinth

1971. Ich hatte im Herbst vor Vorjahres meinen Zivildienst in Duisburg angetreten. Dort traf ich auf eine Gruppe politisch aktiver Zivildienstleistender, die, kaum hatte ich mich eingerichtet, einen Streik für eine bessere Ausbildung ausriefen, dem ich mich anschloss. Die Krankenhausleitung und das in Köln ansässige zentrale Verwaltungsamt für Zivildienstleistender verschloss sich unseren Forderungen und löste die Gruppe auf. Alle wurden zur weiteren Verwendung nach Hause geschickte. Dort wartete ich bis Ende Februar, aber niemand meldete sich, und so entschloss ich mich, nach Israel zu trampen. Ich wollte in einem Kibbuzu arbeiten, Abbitte leisten, das Land sehen. Aus meiner Zeit als Speditionskaufmann hatte ich Verbindungen zu Spediteuren, die täglich nach Mailand fuhren. So kam ich in die norditalienische Metropole, sah aber kaum mehr als den Frachthof, und trampte weter nach Ancona, wo ich zwei Tage auf ein Schiff warten musste, dass mich nach Patras brachte. Von dort fuhr ich mit einem Bus über Korinth nach Athen, wo das Schiff nach Haifa wartete. Griechenland wurde von faschistischen Obristen beherrscht, an den Straßen standen haushohe Propagandaschilder, die heroische Soldaten in Kriegerpose zeigten. Genauso war es in Korinth. Ich beobachtete ein großes Schiff, dass den engen, tief in den Fels geschlagenen Kanals durchquerte und staunte, kaum eine handbreit hatte es links und rechts Platz. Ich aß ein Souvlaki, ich registrierte, dass über allem eine seltsam gedrückte Stimmung lag. Dieser Eindruck verstärkte sich in Athen.



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