März 2003                                                www.hermann-mensing.de   

mensing literatur                                        

Der Friedensmonat                         

zum letzten Eintrag

1.03.02     11:11

Tätäää tätäää tätääää

Narhalla Marsch. Aufzug von Regenwolken. Dabei ist es recht mild.
Wir werden uns ruhig verhalten in den nächsten Tagen. Ganz ruhig. Nicht, dass wir wieder versuchen, Polizisten die Mützen auf dem Kopf zu drehen, so wie damals, als wir noch Lammfellmäntel trugen. Nein, davor hüten wir uns, denn das mögen Polizisten nicht gern.


2.03.02       11:55

Gute Neuigkeit: Gott liebt mich.


3.03.03 11:55

Platz 9:

Heinz ließ den Hammer wütend auf die erste Dachpfanne sausen, dann auf die zweite, die dritte, die Splitter flogen weit durch die Luft. Hätte er nur eine Woche gewartet, der Wind hätte es für ihn erledigt. So kam kurze Zeit später ein Einsatzwagen der Polizei und bat Heinz, doch aufzuhören, das habe doch keinen Sinn, das ändere doch nichts an der Tatsache, dass geschehen sei, was geschehen sei, er solle doch Verstand annehmen. Heinz zeigte den Polizisten den Mittelfinger und rief, dies sei immer noch sein Dach, und das könne er zertrümmern, so lange es ihm Spaß mache. Und was das von ihnen angesprochene, nicht mehr rückgängig zu machende Geschehen angehe, das gehe sie einen feuchten Kehricht an, so, und nun sollten sie gefälligst seinen Hof verlassen. Die Polizisten sahen keine Handhabe einzugreifen, verließen den Hof und kehrten wenig später mit einem Psychologen zurück. Der redete lange mit Heinz, brachte ihn schließlich so weit, dass er ihm gestattete, zu ihm aufs Dach zu steigen, als der Psychologe aber schon glaubte, Heinz überredet zu haben, mit ihm herunter zu kommen, hob Heinz plötzlich den Hammer und schlug zu. Der Psychologe stürzte kopfüber vom Dach und war auf der Stelle tot. Jetzt hatte die Polizei Handhabe genug, massiv einzugreifen. Man stieß noch einmal eine Warnung aus, man wies darauf hin, das dies die letzte sei, dann griff jemand zu einem Betäubungsgewehr. Heinz hatte wohl damit gerechnet, denn noch eh der erste Schuss abgefeuert werden konnte, war er verschwunden. Polizisten stürmten das Haus, fanden aber keine Spur von ihm. Sie suchten von oben bis unten, Heinz blieb verschwunden. Und daran hat sich bis jetzt auch nichts geändert. Wer Heinz also sieht, sollte vorsichtig sein.

 

4.03.02     11:55

Platz 10:
Soeben hatte ich die Welt vor dem Untergang bewahrt und das Einzige, was ihm dazu einfiel, war: "Spinnst du jetzt total?" "Wieso?" fragte ich aufgebracht, während ich mir Blut vom Gesicht wischte und dann die Hände wusch. "Was hättest du denn getan?" - Er schwieg eine Weile, er schaute mich an, als läge die Verantwortung für jeden weiteren Tag dieser Welt von nun an auf meinen Schultern, ein kurzes, eiskaltes Lächeln verzog seinen Mund, dann sagte er: "Ich dachte, wir hätten das oft genug besprochen. Ich dachte, unsere Marschroute wäre klar. Keinen Eingriff mehr. Nicht, so lange der Mensch unfähig ist, sich anzupassen." "Aber...", wollte ich einwenden, "aber..." "Kein Aber. Abgemacht ist abgemacht, oder?" "Schon", sagte ich. "Tatsache ist aber doch auch, dass er noch nicht so weit ist. Dass er Hilfe braucht hier und da." "Dummes Zeug!" sagte er. "Braucht er nicht. Was er braucht, ist Einsicht. Und die kann man ihm nicht schenken." "Ich soll ihn also in sein Verderben laufen lassen?" "Ja, ich bitte sogar darum", sagte er. "Und keine herzerwärmenden Ausflüchte mehr. Kein Mitleid. Er hatte Zeit genug. Jetzt sind andere an der Reihe."

Die übrigen 102 Geschichten finden Sie unter: (Literaturcafe )

 

11:55

Meier nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank.
Hier hatte ihn Hannah empfangen. Er kam gerade von einer Probe zurück. Die fremden Inder übten in einem umgebauten, mehr schlecht als recht isolierten Hühnerstall. Er war mehr als vierundzwanzig Stunden fort gewesen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
"Sieh an Meier!" sagte sie drohend.
"Sieh an Meier." antwortete er mit unschuldigem Lächeln.
Eh das R ausgerollt war, schlug sie zu.
Klappte sein Lächeln nicht mehr? Er ging in Deckung. Das brachte sie noch mehr in Rage. Er floh in den Flur, wich ins Wohnzimmer aus und erst bei der Box unterm Fenster gab er die Defensive auf und schlug zurück. Hannah taumelte, fiel und blieb schreiend vorm Heizkörper liegen. Eine Viertelstunde darauf hatte sie eine Tasche gepackt und ging. Zwei Tage später fuhr ein Wagen vor, Hannah stürmte in Begleitung eines italienisch aussehenden Mannes in die Wohnung, packte ihre Sachen in mitgebrachte Kartons verpackt und verschwand. (H. Mensing: Meier der Große 1995)

 

11:55

Fuhr heute in einen großen Baumarkt am südöstlichen Ende der Stadt. Betrat ihn, fragte nach "Schwingschleifern" (Mittelgang hinten links), schritt fürbass, kann zu bezeichneter Stelle und betrachtete das Angebot. Konnte mich dann doch nicht zum Kauf entschließen, denn das hätte bedeutet, Abschied von der von entsetzlichen Glücksgefühlen gekennzeichneten Phase nach Beendigung eines Romans zu nehmen und durch das Abschleifen von mindestens 8 Türen und dem anschließenden Lackieren derselben zu ersetzen. Allein die Vorstellung davon gab einem neuen Glücksgefühl Auftrieb. So sitze ich nun, leide an zwei Glücksgefühlen statt einem und habe doch keinen Schwingschleifer. Das Leben ist schön.

 

5.03.02    11:55

Nachdem ich drüber geschlafen habe, sieht die Sache noch wieder anders aus. Zum ersten und zweiten Glücksgefühl hat sich ein drittes gesellt. Dies steht in engem Zusammenhang mit der Anlieferung eines neuen Sofas, die heute nachmittag ins Haus steht. Musste deshalb unser altes Sofa gestern abend noch entsorgen. Stellte es in den Vorgarten unseres Nachbarn. Mal sehn, was der für ein Gesicht macht.

11:55

Dies nun für alle, die glauben, weil ich in der Lage bin, mir sowohl einen Schwingschleifer als auch ein Sofa zu kaufen, gehe es mir blendend und mein Konto müsse überquellen.
Hier die realen Zahlen verkaufter Romane des letzten Halbjahres:
Sackgasse 13: 24 Kopien / Große Liebe Nr. 1: 363 Kopien /Flanken, Fouls und fiese Tricks: 197 Kopien / Der heilige Bimbam: 2951 Kopien / Voll die Meise: 925 Kopien. All das kann nur eines bedeuten: ich muss wieder für das Radio schreiben. Es hilft nichts. Frage ist nur: WAS????

11:55

Der Nachbar sitzt auf unserem alten Sofa vorm Haus. Insgeheim danke ich ihm, denn ihn so sitzen zu sehen, nimmt eines von meinen zwei Glücksgefühlen. Das neue Sofa steht in unserem Wohnzimmer. Es hat einen eingebauten Fernseher, eine kleine, drehbare Bar, und darin findet man eine Flasche Laphroiag Whisky. Grund, über das zweite Glücksgefühl nachzudenken.


6.03.02     11:55

Ich habe Geburtstag.

 

7.03.03    11:55

Ich hatte gestern Geburtstag.

PS.
Ich zweifle an der Authentizität meines Geburtstages.

PPS.
Meinem Nachbar geht es längst wieder gut. Er fegt gerade den Bürgersteig und entfernt dem bloßen Auge nicht sichtbare Schmutzpartikel.

 

8.03.03    11:55

Ich bin gut. Knapp am lieben Gott vorbei.

 

9.03.03     11:54

Ein Täuberich übt den Parabelflug
Buchfink und Finkin fliegen sich um Kopf und Kragen
Der Hase kriegt von seiner Häsin nicht genug
Und du sollst mich auf Händen tragen.

 

10.03.03    11:55

menschen: Ort: MS. Zeit: Samstag gegen 20 Uhr. Ich warte an einem Stehtisch im Foyer des Cineplex auf C., die ansteht, um Eis zu kaufen. Das übliche: Menschen mit Cola in 1,5 Liter-Bechern, Popcorn in Eimern. Amerikafeindliche Konsumenthaltung also allenthalben. Aus dem Gewühl schält sich eine Frau Mitte Dreißig. Sie ist mittelgroß, blond, sie trägt ein Blindenarmbinde, einen weißen Blindenstock und zieht einen Spielzeugkinderwagen hinter sich her. Darin sitzen hintereinander zwei kahlköpfige Puppen. Eine weiß, eine schwarz. Mir scheint, sie gehört zu einer Gruppe, ich nehme an, eine Familie. Man ist auf dem Weg zur Toilette. Sie verschwindet. Etwa fünf Minuten später, C. ist noch immer nicht zurück, taucht die Frau wieder auf. Diesmal ist sie allein. Kommt direkt auf eine junge Frau zu, die in der Nähe meines Tisches den Eingang zum Kinosaal 8 kontrolliert, baut sich vor ihr auf und erklärt aufgeregt, bei den Damen sei eine Toilette verstopft, die zweite von links. Sie sagt das fordernd und bewegt sich wie jemand, der sehen kann. Dabei macht sie den Eindruck einer kindlich zurückgebliebenen Frau, aber das ist nicht eindeutig. Von ihrer "Familie" keine Spur mehr. Als sie schließlich geht, geht sie zielbewußt. Offenbar sind Blindenbinde, Stock und Kinderwagen Teil ihrer Inszenierung.
tiere:
Alle in großer Aufregung überall.
sensationen:
Das Glück nach Beendigung eines Romans. Besichtigungen täglich. Telefonische Voranmeldung nötig.

 

11.03.03     11:55

Bei Kaffee starrt M. in einen verregneten Märzmorgen und hat längst alle Vorbereitungen getroffen, gleich endlich besagten Schwingschleifer zu kaufen, nachdem besagtes Sofa seine Feuertaufe (bietet 5 Personen gleichzeitig Platz) bestanden hat.
Dann wird dumpfes Heulen zu vernehmen sein.
M. wird stehen in einer Wolke aus feinem Staub, bis auch die letzte Tür abgeschliffen ist. Dabei wird er daran denken, wie viele Menschen es gibt, die unerfüllte Träume mit sich schleppen, während er seinen Traum wahr gemacht hat, Schriftsteller ist, kleine Brötchen backt, kleine Autos fährt, kein Haus gebaut hat, während jene, die von ihren unerfüllten Träumen träumen, große Brötchen backen, große Autos fahren etc. pp.

 

12.03.03    11:55

Jede Menge Post. Sonne. Anrufe im Minutentakt. Schlafe wie ein Gott.

11:55

In den letzten drei Wochen war sie weit fort. Wenn ich in ihr Ohr sprach, wenn ich fragte, wer bin ich, kam als Antwort immer nur ein gehauchtes Ja wie aus tiefem Traum, und ich wusste nie, was das für ein Land war, aus dem sie zu mir sprach, falls sie mich meinte. Heute war sie in der Gegenwart. Unterm Bett stand ein paar Schuhe. Sie hatte die angemahnt. Vor Wochen hatte sie gesagt, sie brauche Schuhe, ich müsse ihr Geld holen. Ich hatte mich rausgeredet, ich hatte gesagt, beim nächsten Mal, um nicht sagen zu müssen, dass sie nirgendwo mehr hingehen wird. Ich hatte aber auch überlegt, ihr Schuhe zu besorgen. Es hätten keine neuen sein müssen, aber das Gefühl, dass Schuhe dastünden, hätte sie beruhigt. Offenbar hat nun das Personal der Station dieses Spiel mitgespielt. Ich finde das einfühlsam und sehr aufmerksam. Sie sagt, die Schuhe passten hervorragend. Obwohl sie sie ja eigentlich nicht brauche, denn sie gehe ja doch nirgendwo mehr hin. Das alles wusste sie heute. Vielleicht ist sie beim nächsten Mal schon wieder fort. Sie zu besuchen, ist schwer.

13.03.03   11:55

Großartig. Unsere amerikanischen Freunde sind sittentreu (siehe: Verhüllung der Justitia im amerikanischen Kongress durch den Justizminister) , und bewandert in der Geschichte Europas.
Sie nennen die Fritten in der Kantine des US-Repräsentatenhauses neuerdings nicht mehr French Fries, sondern Freedom Fries.
Glückwunsch dazu!!!

11:55

Speisenfolge für alte Europäer:

Mittwoch:
1. verschiedene Blattsalate, Rote Beete, Erdbeeren, Tomaten. 2. Lachsmus. 3. Lamm mit Rosmarin Sauce, Pastinaken, Blumenkohl, Kartoffelgratin. 4. Warmer Pflaumenkuchen mit Pflaumensauce und Sahne. 5. Käseplatte. 6. Obst. 7. Kaffee.
Donnerstag:
1
. Gemüsecremesuppe. 2. Ente mit Kirschsauce, Pilzgratin, Kohl, Kartoffeln. 3. Obstsalat. 4. Käse/Kaffee/Fruit.
Freitag:
1. Fischsouflet - Salat. 2. Schweinesteaks, Zuckererbsen, Möhren, gebackene Kartoffeln. 3. Frische Himbeeren mit einer Sherry-Limonen Creme. 4. Käse, Obst, Kaffee.
Samstag:
1. Hühnerpastete. 2. Lachs mit Sauce Bernaise, Grüner Spargel, Gebackene Kartoffeln, Ratatuille. 3. Mousse au Chocolat Torte und Sahne. 4. Obst, Käse, Kaffee.
Sonntag: 1. salad of char-grilles pears, toasted flaked almonds and mixed leaves with blue chees dressing. 2. grilled fillet of scotch salmon with red onion, port wine and tarragon dressing and dill sald. 3. red berry tartlet with lemon crème fraiche. chris: parfait of chicken livers with brandied sultana compote and rough scottish oatcakes. 2. the same. 3. crème brulee.

11:55

Erkläre mich zum Freund und Bewunderer der Regierung George W. Bush und seiner Hintermänner.

 

14.03.03 11:55

Gut, dass ich alles besser weiß.

 

16.03.03 11:55

Hilfe. Mir fehlt ein Tag.

11:55

War gestern nicht gestern? Ging gestern nicht wie immer die Sonne auf, als ich noch schlief, und unter, als ich immer noch schlief? Und als sie im Zenit stand, und ich immer noch schlief, war da Mittag? Und als Mittag war, gab es Mittagessen und ich saß schlafend am Tisch? Und heute? Erwachte ich wann und tat was? Fragte mich welche Fragen oder fragte nur einmal? Fragte einmal die eine Frage und ließ mich dann wieder forttreiben von Träumen? Zog mir die Decke über die Ohren und hörte nicht, wie man mich rief? Wie man mir vorschlag, nicht so weiter zu machen. Wie man mir sagte, es wäre weitaus besser für mich, etwas zu unternehmen. Etwas dagegen zu unternehmen. Aber wogegen, hätte ich gern gefragt, wogegen und warum und mit welchem Ziel?

 

17.03.03     11:55

Ohne Markenschuh, Markenhose, Markenjacke, Markenmütze und Markenhandschuh sollte man nicht loslaufen. Hat man aber Markenkleidung gekauft, heißt es: Arme angewinkelt und los geht der Entenmarsch. Man nennt das Walken und angeblich verbrennt es Kalorien in Nullkommanichts. Bei den Nachbarsfrauen, die schon seit Jahren jeden Morgen zur gleichen Zeit auf oben angedeutete Weise ausgestattet aus der Garagenausfahrt hinaus in die Welt watscheln, sich südwärts wenden und dann laut miteinander diskutierend am Horizont verschwinden, habe ich jedoch bis jetzt noch keine Veränderung zur schlankeren Linie feststellen können.

11:55

Ließ mir gestern Abend meine Lieblings-Weather-Report Platte (Mysterious Traveller) nach einem Konzert von Joe Zawinul signieren.

 

18.03.03    12:05

Ich hörte ihre Rede. Sie war einfach wunderbar. So gerecht. Und wie stolz Sie waren, ganz ohne Fehler sprechen zu können. Ich bete Sie an.

 

21.03.03 12:05

Kühe auf der Weide. Lämmer, die auf Sonnenflecken liegen. Menschen im Zug. Eine Hasenversammlung im Feld, etwa zehn. Rehe. Eichelhäher. Ein Schriftsteller auf dem Weg von E. nach M. Nichts geschieht.

 

22.03.03     12:05

Schrieb heute ein Gedicht über Glück.
Es fängt so an: Glücklich glücklich ist der....???

 

23.03.03     12:05

Ich lüge nie. Ich betrüge nie. Ich lege nie falsches Zeugnis ab. Ich besteche niemanden. Ich hintergehe niemanden. Ich ersticke keine anderen Meinungen mit Geld. Ich erpresse nicht. Ich setze nie das Leben anderer Menschen aufs Spiel. Ich denke nie ans Geld.

12:05

Weitere Informationen zum Thema an diesem Ort. Wählen Sie sich wieder ein, wenn es heißt, WIE WERDE ICH GUT???

12:05

Wer gut sein will, muss klug sein. Ich bin klug.
Sie wollen werden wie ich? Nennen Sie mir einen Grund?
Schreiben Sie mir. Ihre Begründung erscheint hier.
Ich will gut sein, weil.... mailto:gnisnem@compuserve.de

 

24.03.03    12:05

Wenn man vom Menschen die Lüge abschält, kommt die weiße Wahrheit hervor. Wenn man eine Zwiebel schält, kommt innen eine gesunde und schmackhafte Delikatesse zum Vorschein. In beiden Fällen treten demjenigen, der schält, Tränen in die Augen ... so ist das Leben. (1)

 

25.03.03   12:05   

Ich bin so froh heute.  Das Wetter ist gut. Alles ist gut.

 

26.03.03   12:05

Ich bin schon wieder glücklich. Ich glaube, ich schreibe noch ein Gedicht.
Es beginnt so:
Strahlend scheint die Sonne auf mein Glück, will schon wieder ficken...

 

27.03.03  12:05

Habe das Gedicht nicht geschrieben. Es schien mir plötzlich banal und vulgär.

12:05

Überall brennen Kerzen, bunten Luftballons steigen auf und Menschen nehmen sich an die Hand. Ich kann mir das nicht erklären. Diese Güte überall. Diese tiefe Einsicht. Wir müssen ein gutes Volk sein. Womöglich ist es ein Glück, hier zu leben. Alle sind einig. Manchmal glaube ich, nicht die, sondern wir sind das freiheitsliebendste Volk der Welt. Ja, ja, es ist schon beruhigend.

12:05

Herrliches Wetter. Alles taumelt herum auf der Suche nach Geschlechtspartnern. Ich tu mit beim bunten Reigen der Liebe. Ich bau ihr ein Nest. Der Gesang der Amseln wird ihr den Rest geben. Wie friedlich die Welt ihre Bahn durch die unendlichen Weiten des Alls zieht. Man möchte glauben, Gott halte seine Hand über sie. Nur - (kleine Verunsicherung) welcher? - Na der! Ach ja - ich vergaß. Heiterkeit überkommt mich. Alle Tage diese unergründliche Heiterkeit. Sicher auch morgen, wenn wieder die Sonne aufgeht. Und ich essen und trinken kann, so viel ich will. Und nichts tun. Und...

 

28.03.03     12:05

Frühlingsduft liegt in der Luft. Blütenzauber. Alle fühlen sich wohl.
Übrigens - haben Sie ihn gesehen? Wie lässig er Fragen vom Tisch wischt, dieser hochintelligente Mensch. Mit ihm haben wir einen Platz an der Sonne.

Wir beginnen das Frühjahr mit einem Golf-Training. Golf entspannt Körper und Seele. Golf ist ein naturverbundener Sport. Auf einer Golf-Runde vergisst man den Altag. Golf ist für Jung und Alt. Im Golf-Club starten wir mit einem dreiwöchigen Frühjahrskurs, ohne gleich Mitglied werden zu müssen. Ein diplomierter Golflehrer führt uns behutsam in die elementaren Dingen des Golf-Spiels ein. Dazu spielt das Glenn-Miller Orchester, wie schon damals. Also liebe Freunde. Die Welt ist unvergleichlich schön. Wozu Sorgen? Sorgen sind dumm. Ducken Sie einfach weg. Alles wird vorüber gehen. Manche Menschen werden an ihrer Dummheit ersticken. Andere nicht. Es gibt nichts, was man dagegen tun kann. Aber ein Lachen hilft immer. Ha, ha, ha, haaaaaa....

12:05

Heldengedicht an einen Edlen

Furchtloser Blick, mit dem du Sorgen heilst
packend dein Wort, das vor der Lüge eilt
erschreckend klar und hilfreich deine Sicht der Dinge
du fängst selbst unbekannte Feinde mit der Schlinge.

Und deine Mannschaft, hoch ist ihr IQ
noch höher fast als der IQ von DU
so hoch, dass man nur Gutes von Euch hört
wenn auch nicht jeder Kluge auf Euch schwört.

Wie du stahlhart im Blick das Ziel hast
und wie der kleinste Einwand schnell verbli-blasst
und wie geschickt du uns die Wahrheit sagst
und wie geschmeidig du die wagemut'gen Taten wagst.

Man kann nur froh sein, dass es dich und deinesgleichen gibt
die ohne Hoden hätten diesen Fall bestimmt versiebt
sie hätten nie gesehn, was dir in Florida längst klar war
dass da viel Geld und noch mehr Geld für alle da war.

Ich schließe nun und bete still für deine Ejakulationen
und hoffe, dass auch and're Gen'rationen
sich noch vor Stolz und Ehrfurcht an die Stirne schlagen
wenn sie sich in die Halle deines Ruhmes wagen.

 

29.03.03      12:05

Oft werde werde ich gefragt, warum ich so glücklich bin. Warum mir dieser Monat so leicht von der Hand geht? -
Nun, die Antwort ist so einfach, wie alle großen Wahrheiten einfach sind.
Ich befolge Regeln.

Regel 1:
Wenn Sie spazieren gehen, reisen oder sonstwie unterwegs sind, und Sie sehen einen Amerikaner, und er fängt an, sich unberechenbar zu verhalten - seinen Kopf zu schütteln, einen Buckel zu machen, zu schnauben - dann zeigt er Ihnen wahrscheinlich eine Drohgebärde, eine deutliche Warnung, dass Sie verschwinden sollen. Nehmen Sie das ernst. Ziehen Sie sich langsam und ruhig zurück.

Regel 2:
Falls Sie in einer Gruppe unterwegs sein sollten, bleiben Sie zusammen. Als Gruppe demonstrieren Sie Größe, Stärke, Selbstvertrauen (wobei es überhaupt nichts ausmacht, dass das geschwindelt ist, der Amerikaner weiß das ja nicht).

Regel 3:
Wenn Sie Fotograf sind, haben Sie eine Kamera dabei, vielleicht eine in einem harten, kantigen Gehäuse, das eine effektive Verteidigungswaffe sein kann. Richten Sie es auf den Amerikaner. Der Amerikaner wird folgern, dass Sie von der Weltpresse sind und sich entsprechend wohl verhalten. Sind Sie kein Fotograf, machen Sie es sich zur Gewohnheit, etwas dabei zu haben, das benutzt werden kann, um einen neugierigen Amerikaner abzuwehren: einen abgesägten Skistock vielleicht, einen richtigen Knüppel. In neun von zehn Fällen kann ein Amerikaner, der Ihnen zu nahe kommt, oder der Ihnen zu neugierig wird, mit ein oder zwei Schlägen auf den Kopf oder an den Körper entmutigt werden. Wenn das nicht ausreicht, wird oft ein energischer Stoß helfen.

12:05

Lieber Ratten im Keller, als Amerikaner im Haus.

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1. Arto Paasilinna "Der wunderbare Massenselbstmord" Roman edition Lübbe 2002 //

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