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Hermann Mensing

Romananfang 10

Herr N., ein mit fünfundzwanzig Jahren schon kurz vor der Promotion stehender Sohn eines Schiffsreeders, der nach der Havarie seines größten Schiffes Selbstmord verübt hatte, hatte, als er mit seinem Doktorvater Frau Professor Dr. O. in deren Büro saß, um mit ihr über das Thema seiner Arbeit, ("Der unvermittelte Zusammenbruch der Erzählstruktur im Werk des Schrifststellers M. und die Folgen für die literarische Tradition des frühen 21. Jahrhunderts im Hinblick auf die narrative Freiheit des Individuums") zu sprechen, plötzlich den tiefen Wunsch, Frau Professor Dr. O. seine Liebe zu gestehen, eine Liebe, von der er bis dato nichts gewusst hatte.

Er schaute Frau Professor Dr. O. an.
Es muss wohl die Tiefe dieses Blickes gewesen sein, der Frau Professor Dr. O. bewegte, sich spontan und in Eile zu entkleiden.

Mit allem hatte Herr N. gerechnet, damit nicht. Er flüchtete entsetzt, wurde vom Wachpersonal aufgehalten, Frau Professor Dr. O. erschien und behauptete, er habe sie sexuell belästigt.

Seine Karriere als Philologe hatte sich damit erledigt, so dass er begann, für einen im Sauerland residierenden Verlag Liebesromane zu verfassen, einen pro Woche. Er nannte seine Helden Jack T. Dick, Maureen Cunt, Titt o'Sheen oder Asshole T. Burns.

Das Schreiben machte ihm Freude, schon bald konnte er sich einen gebrauchten Audi R8 zulegen und eine 150m2 große Wohnung mit Außentoilette und Balkon mieten. Das sollte sein Leben verändern. (Hören Sie dazu: Buddha)

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