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Hermann Mensing

Romananfang 13

Professor Dr. O. und N. saßen auf dem Fußboden eines Büros im fünften Stock des Universtitätsgebäudes und aßen Schokolade. N. sagte, dass er nie im Leben gedacht hätte, die Geschichte könne so eine Wendung nehmen. Und meine Liebe ist echt! sagte er. Echt? Sie lachte. Du bist 25 und ich bin 60, was, außer unserem Alter, könnte daran echt sein? Alles, antwortete er. Und dass du geschrieben hast, du hättest dich geekelt und das mit meinem Gebiss? fragte sie. Das war nur so dahingeschrieben, sagte er, ich schreibe viel so dahin und weiß nicht, ob es stimmt, im Grunde genommen weiß ich überhaupt nichts, es ist wie in meiner Doktorarbeit, alles hat sich aufgelöst, irgendjemand
hat Strukturen zerschlagen und keine neuen erfunden. Ach, dann hat die narrative Freiheit des Individuum Schuld, wie? fragte sie. Er nickte. Sei froh, dass du mir diese Arbeit vorgelegt hast, sagte sie, woanders hätten sie dich damit hochleben lassen. So siehst du das? fragte er. So sehe ich das, sagte sie, und bilde dir nicht auch noch ein, dass du ein guter Ficker wärst. N. stand auf, überlegte, ob er sie schlagen sollte, ließ es und ging. (Hören Sie dazu: Dolch aus Gold)

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