Romanfang

Der junge Herr und die jüngere Dame grüßen nicht mehr. Sie wechseln sogar die Straßenseite. Ein paarmal habe ich ihnen etwas hinterher gerufen, schließlich haben sie oft bei mir Kaffee getrunken, fast jeden Tag waren sie da, immer stand meine Tür offen. Dann hatte ich dem jungen Herrn reinen Wein eingeschenkt. Er fand es desillusionierend, obwohl er eigentlich gar kein junger Herr mehr ist. Im Vergleich zu mir ist er jung, ja, das ist relativitätstheoretisch praktisch, das kann man so stehenlassen, aber die Dame ist wirklich jung, und wenn man die beiden so sieht, wenn sie beim Kaffeetrinken an meinem Tisch saßen, sich aneinander klammerten, die Hand hielten und in Kindersprache flöteten, könnte man schon auf komische Gedanken kommen. Aber nun, er und sie grüßen nicht mehr, obwohl ich ihm ein langjähriges Studium finanziert- und eine Weile sogar dafür gesorgt habe, dass Aufträge sein junges Unternehmen beflügeln. Dem Unternehmen geht es, höre ich, nicht sonderlich gut, es trägt sich, so gerade eben trägt es sich, sagt man. Ich wüsste, was zu tun wäre, damit es ihm besser ginge, blendend sogar, wie meinem, aber der junge Herr will keine Ratschläge, schon gar nicht von mir. Er ist und war in all den Jahren ein aufs äußerste in sich verschlossener Mensch und beziehungsunfähig. Als ich ihn kennenlernte, war seine gegenwärtige Frau noch gar nicht geboren. Als er seine Firma gründete, war sie gerade mit der Grundschule fertig. Man munkelt, er wolle bald heiraten.


zurück