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Romananfang 6

Ja, mein Lieber. Das hast du jetzt davon. Ich mache dich posthum zur Schnecke, blöde Sau. Du, den ich am meisten liebte, den ich am höchsten achtete, du hast mir das eingebrockt, aber jetzt wird zurückgekeult. Jetzt sage ich es. Jetzt tue ich nicht mehr so, als müsste ich Rücksichten nehmen.

Rücksichten nimmt man nur auf die Lebenden. Aber ihr seid ja tot. Und du hast sie umgebracht. Das heisst, du hättest sie umgebracht, wenn ich dir nicht zuvor gekommen wäre. Du könntest einwenden, dass ich mich mit diesen Aufzeichnungen hinter Schloss und Riegel schreibe, aber das ist mir egal.

Es wird Zeit, dass jemand die Wahrheit erfährt. Und wenn es nur diese Datei ist, die ich Mord und Totschlag nenne. Zu lang? Gut. Ich nenne sie Mord. Totschlag ist etwas anderes. Ich wollte nicht tot schlagen. Ich wollte morden. Ich wollte, dass es vorbei ist und schließlich war es dann auch vorbei. Dass damals niemand auf den Gedanken kam, ich könne der Täter gewesen sein, wundert mich heute noch.

Sie haben wohl gedacht, so ein milchgesichtiger, links gescheitelter, lieber netter Junge ist zu so etwas nicht fähig. Falsch. Ich musste mich auch erst daran gewöhnen. Ich hätte selbst nie gedacht, dass ich zu so etwas fähig wäre. Aber (wie deines und noch ein paar andere Gräber beweisen) ich war es.

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