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Wien

Stroh/Deichmann/Spar/Magnet/ erste Lebenszeichen aus gespenstischem Wiener Nebel. (...) 18:30 Hotel Goldener Bär: geduscht, jetzt ein wenig lang legen & das Dröhnen der Großstadt genießen. (...) 23:45 Mit G. im Beisl an der Ecke (Lechner/Goldfassl) gegessen. Ich glaube: Erdäpfelgulasch. Wusste nicht recht, ist das Szene hier oder tiefes Bunkentum. Mir gefiel das. Anschließend im Boltzmann, eine Kneipe an der Währinger Strasse. Trinke noch einen Obstler, eh ich ins Hotel zurück gehe. Hier bin ich also, die Fugees singen und ich freue mich, dass ich hier bin. (...) erste Eindrücke vorhin: Südbahnhof: große weite Tristesse. Schlechte Beschilderung. Ich finde weder U- noch S-Bahn (letzteres wegen eigener Blödheit). Gruppen von Jugoslawen unterm weiten Bahnhofsdach. (...) Beim Geldautomat rückt mir ein herunter gekommener Mann um die 30 sehr auf den Leib, so dass ich ihn schließlich bitte, er möge ein wenig mehr Abstand halten. Worauf er spricht, ich aber nicht weiß, was. Denke Scheiße, das könnte Ärger geben, aber er tritt zurück. Bedanke mich. Bin ein wenig erstaunt über meine Bereitschaft, mir gleich bei Ankunft Ärger einzuhandeln.

Kein chronologisches Erinnern mehr, stattdessen Gesichter? Jugoslawen im Hauptbahnhof. Dobcze. - Taxifahrer. Die Fahrt durch das imperiale Wien. Ich bin's, der Kaiser. - Die Bedienung im Lechner: rotblond, kräftig, folkloristische Kleidung, ja. Frech schaut sie aus. Schlagfertig ist sie. Behauptet, sie sei auch nur ein Mensch. - Der Rasta in der Hotelrezeption fragt, ob ich noch Kaffee oder Tee wolle? Marihuana! sage ich. Er stutzt. Dann bedauert er, das hätte er leider nicht hier. -

Die langen Wege am ersten Morgen. Jogger am Donaukanal. Die Enttäuschung im Würstl-Prater. Das hatte ich mir romantischer vorgestellt. - Aber für den Praterstern hat sich's geleohnt. Aß Maroni 15 Stück zu ??? Sehr gut.

Ins Zentrum dieser grandiosen Stadt. Wie es Herrscher verstehen, Völker auszubluten, um ihre eitlen Moden zu leben. So etwas ist Wien: der überhebliche Traum verbrecherischer Aristokraten. - Denke gleich an den kleinen desillusionierten Adolf Schickelgruber, späterer Hitler. Wie er da abgewiesen herumwandert und über Träumen brütet. Heil Schickelgruber! Wie er sich durch die habsburgischen Prachtstraßen fantasiert und schon mal die Ovationen von Millionen Toten entgegennimmt. - An das Grüß Gott werde ich mich gewöhnen. Mögliche Antwort: wenn du ihn siehst....

Besuch im Verlag. Ich glaube, ich hinterlasse einen guten Eindruck. Man fragt, wie ich den Verlag fände. Nun, ich hatte an Stahlrohrmöbel und schwarzes Leder gedacht, postmodern, sage ich. Kleines freundliches Gelächter. -

Obwohl ich eine Tageskarte für öffentliche Verkehrsmittel gekauft habe, laufe ich bis zum Umfallen. - Ort für Sehnsucht: der Praterstern mit Hinweisschildern: Prag. Budapest. Brünn. - Erschreckend: die Demutsgesten der Bettler: kniend mit gesenktem Kopf, die Hand zu einer empfangsbereiten Schale vorgestreckt. Sah gleiches auch in Venedig. Erinnere mich nicht, je so etwas in Indien gesehen zu haben. Auch nicht in Südamerika. In Japan schon gar nicht. - Vielleicht hat die allgegenwärtige Tristesse Wiens mit der schlechten Beleuchtung der Strassen zu tun? - Worte wie: Knopfteigbletschen. - Die quadratischen Ampeln mir ihren altmodischen Ampelmännchen. Und die, die über Kreuzungen baumeln.- Vielleicht riecht Österreich nach Bohnerwachs? - Möglich. -

Eislaufen. Wir waren Eislaufen. Und haben Punsch getrunken dazu. Wir waren am Zentralfriedhof und im Schlosscafé Condordia. Und im Hawelka. Ja. Wien. Wien war wundervoll. Vienna vass vondervull. Wien was leuk. Vienna tutto buono. Si. Buon giorno Antonia. Ciao Paolo. Bellissima.- Vergaß den Pianisten bei Lechner. Saß da im stockdunklen Gesellschaftszimmer vorm verstimmten Klavier und sang "...it's a little bit funny this feeling inside (...) während sein Freund ihm mit einer Taschenlampe Licht spendete.

Noch mehr Lust auf Wien? Bitte ....

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